Anfang der 90er Jahre erlebte Mauricio Lizarazo Prada als Teenager sein erstes großes Konzert - Paul McCartney - und war tief beeindruckt: Vegetarisches Angebot und drastische, filmische Zurschaustellung von Tierversuchen auf der Bühne. Zum einen kam er hier das erste Mal mit diesen Themen in Berührung, zum anderen prägte sich ein grundlegender Gedanke ein: Über Kultur und besonders Musikveranstaltungen lässt sich mit ausgewählten Botschaften Bewusstsein schaffen und gesellschaftliche Transformation mitgestalten.
Die Idee, eine Art digitale Plattform für Akteur*innen aus der Veranstaltungsbranche zu entwerfen, mit dem auf einfache Weise nachhaltigere Musikveranstaltungen geplant werden können, kam Mauricio bereits während seiner langjährigen Tätigkeit als Tourmanagment-Service **Pachamama Culture**. Ein derartiges Tool sollte ermöglichen, mit wenig Aufwand Emissionen bei der Planung und Produktion von Veranstaltungen zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren sowie sichtbar machen, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis von Musikveranstaltungen optimierbar ist. Von Anfang an ging es darum, Nachhaltigkeit als dreidimensionales Konstrukt (ökologisch, ökonomisch und sozial) zu verstehen.

eine Idee wächst

Im Frühjahr 2022, befeuert durch die Situation der Pandemie, wurde das Vorhaben konkret: Mauricio, mit einem universitären Hintergrund in BWL und Music Business, holte Josephine Doepner (BA Sozialwissenschaften, zuständig für die generelle Projektorganisation) sowie Alicia Pfeifer (Kommunikationsmanagerin; zuständig für externe Kommunikation und Social Media) ins Team. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit wurde durch einen ähnlichen Hintergrund an umfassenden Erfahrungen in der - großenteils subkulturellen - Veranstaltungsszene in und um Berlin ergänzt, sei es im Clubkontext oder auch auf Festivals. Diese wurden unter anderem als Orte des Experimentierens und der Kollektivität erlebt.
Ebenjene Erfahrungen sollten gerade in Bezug auf die Umsetzung einzelner nachhaltiger Ansätze so gut wie möglich gebündelt werden: In Form einer App, welche einen auf Veranstaltungsbereiche zugeschnittenen CO₂-Rechner mit  einem Verzeichnis für best-practice-Anbieter*innen kombinieren und zukunftsfähiger Vernetzung dienen würde.
Schnell wurden wir uns einig, dass die Fokussierung auf das CO₂ nicht von sonstiger Umweltverschmutzung -und zerstörung und von anderen, ganz eigenen Wissensbereichen - etwa Ressourcenmanagment, Biodiversität und sozialer Fairness- ablenken darf. So ist unsere gemeinsam geteilte Perspektive, dass weder CO₂-Kompensationsleistungen noch ein 'weiter so in grün' oder schlimmstenfalls Greenwashing dem Status quo gerecht werden. 

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Es gibt bezüglich der CO₂-Kalkulation außerdem keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder wissenschaftliche Perfektion, sondern eher eine hands-on Mentalität um bestehendes Wissen schnellstmöglich in die Praxis zu (über-)tragen und für User der App effektiv nutzbar zu machen. Wir danken an dieser Stelle dem Grafikdesigner Hebert Asprilla Cardenas, der uns bezüglich des UX Design tatkräftig unterstützte.
So steht die proaktive Einbeziehung von Musikakteur*innen im Mittelpunkt. Es soll mithilfe des Anbieter*innen-Verzeichnis eine intensivierte Zusammenarbeit mit lokalen/regionalen, kleinen und mittelständischen Zuliefer*innen (auch branchenfern!) gefördert werden.
So soll einerseits Aufmerksamkeit und Sensibilität für das Thema Nachhaltigkeit generiert sowie andererseits möglichst konkrete Handlungsunterstützung geboten werden: Durch die Einarbeitung von realistischen, kurzerhand und bestenfalls flächendeckend umsetzbaren Kriterien wird eine Hebelwirkung Richtung möglichst sofortiger Einsparung möglichst vieler Emissionen angestrebt.​​​​​​​
Von eher kleinen, unkommerziell geführten aber sozial wertvollen Locations etwa kann selbstverständlich nicht verlangt werden, dass sie ihre komplette Infrastruktur mit nachhaltigen, aber teuren Innovationen überarbeiten. Hier bräuchte es Sponsoren bzw. gezielte Subventionen von Seiten der Politik und strukturelle Ansatzpunkte; etwa die Ausbildung von nachhaltig versierten Veranstaltungsfachkräften, gesetzliche Rahmenbedingungen die nicht bloß Regulation und Verbot bedeuten sondern neue, kreative Wege der Lösungsfindung erlauben und ermöglichen.
Wir sind uns bewusst, dass die App keine Komplettlösung darstellt und lineares Wirtschaften an sich grundlegend umgedacht werden muss. In diesem Zuge soll hier noch einmal genauer auf die für uns ebenfalls zentrale, soziale Dimension von Nachhaltigkeit eingegangen werden. Zwei Ebenen der sozialen Nachhaltigkeit sind wichtig: Zum einen die, auf der es um jegliche Arbeitsbedingungen und Konsumstrukturen geht - dies ist z.B. insbesondere im Bereich Textilproduktion ein höchst relevantes Handlungsfeld. 
​​​​​​​​Zum anderen gibt es die Ebene, auf der es darum geht dass gerade die Kulturwirtschaft das Potential hat, das jeweilige Publikum zu motivieren und zum Selber-Denken zu inspirieren. Genauer: Änderungen im Veranstaltungsbetrieb können als Einschränkung wahrgenommen werden und auf Widerstand treffen, viel besser wäre es aber den Fokus darauf zu setzen welche Chancen und welcher Mehrwert sich ergeben können, also wie Veränderung positiv gedacht und gemacht werden kann ('handprint'). 

An dieser Stelle soll erwähnt sein, dass die drei Dimensionen – ökologisch, ökonomisch, sozial – eben nur in der Theorie trennbar sind (also stets zusammen gedacht werden sollten) und auch nicht aufrechenbar sind.
Bereits während erster Diskussionen und Entscheidungen bezüglich des Projektes wurde klar, dass Widersprüche und Komplexität in diesem Prozess keine Seltenheit, sondern Normalität sein würden.
So sind die Entscheidungen in der Veranstaltungsplanung sicherlich eine Mindset-Frage: Es braucht Veranstalter*innen, Locationbesitzer*innen, Booker und Publikum, die willens sind sich kurzfristig auch mal für mehr Ausgaben oder einen größeren organisatorischen Aufwand zu entscheiden, weil sie wissen, dass dies langfristig Sinn ergibt (=investives anstatt rein konsumtives Verhalten). Oder anders formuliert; es braucht möglichst bewusste Entscheidungen mit Suffizienz als Leitmodell zu arbeiten. Daher plädieren wir an dieser Stelle auch dafür, Veranstaltungen kleiner, lokaler, weniger aufwendig und weniger häufig zu konzipieren.

ein Projekt entsteht 

Die erste Realisation des Konzepts in Form einer Pilotversion wird durch eine Förderung der Initiative Musik ermöglicht.  
In der jetzigen Pilotversion sind die Funktionen begrenzt, sodass z.B. nur der Prozess der Planung einer einzelnen Show beispielhaft durchführbar ist. Der Fokus liegt hier also auf einem CO₂-Rechner, welcher in Zusammenarbeit mit der bei myclimate arbeitenden Umweltwissenschaftlerin Susanne Köhler erstellt wurde. Der Rechner umfasst zunächst vier Bereiche der Veranstaltungsplanung: Mobility & Transport, Location, Catering und Merch. Abgesehen von der umweltwissenschaftlichen Perspektive diente hier auch die Impact-Matrix von Cradle to Cradle als Orientierung ([Quelle](https://adelphi.de/de/system/files/mediathek/bilder/2022-08-05_Labor-Tempelhof-Report.pdf) Stand: 11.09.23). Im Abgleich mit unseren Erfahrungswerten und ideellen Vorstellungen entstand oben genannte Priorisierung.
Themen wie z.B. Wassermanagment oder Müll (welcher im besten Fall eine kreislauffähige Ressource sein sollte) könnten ihrer Relevanz wegen ganz eigene Bereiche darstellen, wurden für die Pilotversion aber zunächst soweit möglich im Bereich Location eingearbeitet. Diese Entscheidung diente der Machbarkeit und besseren Bedienbarkeit der App.​​​​​​​ Wasser ist bezüglich CO₂ gar nicht mal so 'relevant', wir wollten aber die Bedeutung dieser Ressource betonen und das Thema nicht außenvor lassen. 
Eine erschöpfende Aufarbeitung 'aller' Bereiche und Kriterien von Veranstaltungen ist aufgrund indirekter Emissionen durch z.B. komplexe Lieferketten nicht in Gänze leistbar.​​​​​​​ Wir haben jedoch durchgehend Emissionsfaktoren für die Berechnung verwendet, die soweit wie möglich einen durchschnittlichen/beispielhaften Lebenszyklus von Tätigkeiten oder Produkten abbilden.​​​​​​​
Die hier verwendete Bezeichnung CO₂ ist wissenschaftlich nicht ganz korrekt, da genau genommen abgesehen vom Kohlendioxid sogenannte CO₂-Äquivalente (CO₂e) eingerechnet sind: Die Werte, die errechnet werden beinhalten also zusätzlich andere Treibhausgase, die für die allgemeine Verständlichkeit und Lesbarkeit bezüglich ihrer Wirkung in CO₂ umgerechnet und zusammengefasst werden ([Quelle](https://www.myclimate.org/de-de/informieren/faq/faq-detail/was-sind-co2-aequivalente/) Stand 11.09.23). 
Abschließend soll hierzu gesagt werden, dass ausgewählte Bereiche und Kriterien sowie die angezeigten Ergebnisse stets von individuellen Entscheidungen, vorliegenden Daten, Datenlücken und Referenzwerten abhängen. Somit sind alle Angaben mit Unsicherheiten behaftet.
Je nach Art der Veranstaltung ist es zudem abhängig, wo die Prioritäten zur Auswahl nachhaltiger Maßnahmen liegen (sollten). Die Nutzung der App ist vor, während und nach der Veranstaltungsplanung zu empfehlen. Im besten Fall wird es wiederholt genutzt, etwa für Veranstaltungsreihen. So können Daten und Erfahrungen gesammelt, konkrete Ziele gesetzt und evaluiert werden.
Als Ergänzung zu den Kalkulationen und Infos, in welchen Bereichen auf welche Art nachhaltiger gehandelt werden könnte und welche wichtigen Faktoren es dabei zu beachten gibt ist die gezielte Suche von passenden Anbieter*innen zentral. Für die Pilotversion der App besteht das Verzeichnis zunächst aus einer kleinen, beispielhaft und 'händisch' ausgesuchten Anzahl an Firmen, Institutionen und Personen. 


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Falls weitere Förderungen den Ausbau der Pilotversion ermöglichen, haben wir für die Zukunft bereits mehrere Ideen:
Unter anderem soll die genaue Herleitung der Formeln, die Konzeptionen zur Berechnung von Bereichen und einzelnen Kriterien sowie die damit zusammenhängenden Entscheidungen zur Art und Weise der jeweiligen Userabfragen im Sinne der Transparenz umfassend aufgearbeitet und dargelegt werden.​​​​​​​
Für eine potentielle zukünftige Version der App würde eine konkretisierte Ausarbeitung der Richtlinien zur Aufnahme ins Anbieter*innen-Verzeichnis erfolgen und dieses deutlich erweitert.
Da eine Quantifizierbarkeit von sozialen Kriterien der Nachhaltigkeit bis dato schwierig ist, ist hierfür ebenfalls eine selbstständige Erarbeitung, ggbf. in Zusammenarbeit mit einer diesbezüglich versierten Person aus der Wissenschaft angedacht. So könnte das Kosten-Nutzen Verhältnis von Veranstaltungen noch differenzierter betrachtet werden.​​​​​​​ Außerdem soll die Barrierearmut der App mit professioneller Unterstützung ausgebaut werden.
Es ist ein Fernziel, die App final als open source Version anbieten zu können. 
Jetzt wünschen wir erst einmal viel Spaß beim Entdecken und Ausprobieren und hoffen, dass **Music C•A•R•E•S** euch weiterhelfen kann, bis _think global, act local_ Wirklichkeit ist!

eine Pilotversion wird gefördert

Über Music C•A•R•E•S

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Gehe auf unseren [CO₂-Rechner](/co2) um Unterstützung und Informationen für eine nachhaltigere Umsetzung zu erhalten. Gehe über "Show" und lege die Größenordnung deiner Veranstaltung fest.

Schritt 1

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Suche dir einen Bereich der Veranstaltungsplanung aus und gib so viele Informationen an wie möglich. Nutze die Infozeichen für Erläuterungen zu Bereichen und Kriterien. Es sind zusammenfassende Kalkulationen für ein oder mehrere Bereiche möglich.

Schritt 2

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Nach dem Eingeben von Informationen für mindestens einen Bereich wird dir reaktiv angezeigt, wie viel CO₂ in etwa verursacht wird. Die Ergebnisansicht hilft dir, diese Werte einzuordnen!

Nutze Music C•A•R•E•S, um deine Veranstaltung mit ein paar Klicks nachhaltiger zu planen

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